Faszination Insel-Bücherei

Eine Buchreihe schreibt deutsche Geschichte

1912-2018

Im Mai 1912 wurde die Insel-Bücherei im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel angekündigt und die ersten 12 Titel angeboten.  2 große Namen stehen an ihrer Wiege. Ihr Verleger Anton Kippenberg und der Schriftsteller Stefan Zweig haben sie ausgedacht und Band Nr. 1 wurde der „Cornet“ von R.M. Rilke (1,2,3,4).

Noch 1912 erschienen die ersten 27 Titel und bis Ende 1914, dem Jahr in  dem der 1. Weltkrieg begann, waren 152 Titel Weltliteratur erschienen, Rilkes Cornet hatte seine 3. Auflage erlebt und die Reihe war zum Bestseller geworden.

Kippenberg hat besonderen Wert auf die äußere Gestaltung der Bücher gelegt. Jedes neue Bändchen wurde von Kippenberg in einem kleinen Kreis seiner Mitarbeiter eingehend  begutachtet.  Die ersten Einbände der Reihe wurden mit nach alten italienischen Mustern hergestellten Buntpapieren des Giuseppe Rizzi aus Varese gestaltet.

So sind die künstlerisch gestalteten Einbände zusammen mit dem aufgeklebten Titelschild und Rückenschild zum unverkennbaren äußeren Merkmal der Reihe geworden. Die meisten der frühen Einbände waren nicht  titelspezifisch und wurden für mehrere Titel verwendet und das gleiche Muster kann in bis zu 12 verschiedenen Farbkombinationen erscheinen (5,6).

Manche Einbände sind aus unterschiedlichen Gründen sehr selten verwendet worden und zählen mit den zugehörigen Bändchen zu den Raritäten der Insel-Bücherei (7,8).

Der so erfolgreiche Start der neuen Buchreihe ermunterte Kippenberg  schon 1913 zur Herausgabe der ersten Leder- und Vorzugsausgaben als bibliophile Begleitung der Reihe. Die ersten Äste und Zweige des Insel-Bücherei-Stammbaums waren geboren (9,10).

Gut 2 Jahre nach der Gründung der Insel-Bücherei begann Anfang August 1914  der 1. Weltkrieg. Weitgehend unbeeinflusst davon lief das Programm weiter und bis Kriegsende 1918 waren es 241 Titel geworden. In diesen über 4 Kriegsjahren hat das Kriegsgeschehen die Auswahl vieler Titel bestimmt (11,12).

Der 1. Weltkrieg hat noch weitere Spuren in der Insel-Bücherei hinterlassen. Mit broschierten und damit billigen und für den Versand leichten „Kriegsausgaben“ konnten die Angehörigen ihre Soldaten an der Front oder in den Lazaretten mit Literatur versorgen.  Da die Bändchen  meist nicht wieder den Weg in die Heimat zurückgefunden haben, sind es heute seltene Raritäten (13,14).

Und noch ein besonderes Merkmal tragen viele Bändchen aus dieser Kriegszeit auf dem Titelblatt. Ab Mitte1916 bekamen Bändchen, die vom Verlag ins befreundete Ausland oder an die Front geschickt wurden, einen Zensurstempel des zuständigen Armeegeneralkommandos auf das Titelblatt. Fast alle Auflagen aus dieser Zeit findet man mit diesen Zensurzeichen (15,16).

Endlich war der Krieg vorbei und es war doch einiges nachzuholen. Im ersten Nachkriegsjahr wurden 66 neue Titel aufgelegt und fast 1,4 Millionen Bände hergestellt. Die Insel-Bücherei begann sich zur tragenden Säule des Verlags zu entwickeln. Trotz Inflation und bis Anfang der dreißiger Jahre anhaltender Wirtschaftskrise waren bis Ende 1932 520 Titel erschienen und über 12 Millionen Bände verkauft worden.

Die Insel-Bücherei war immer eine dynamische Reihe, ein Kommen und Gehen. Titel die nicht mehr gefragt waren, wurden ab 1919 aus dem Sortiment genommen und durch andere ersetzt. Dabei wurde die Nummer beibehalten, um den Sammlern stets eine numerisch vollständige Reihe anbieten zu können. So wurden auch um 1920 die meisten Wagner-Titel aus dem  Sortiment genommen und durch andere Titel ersetzt. Die Nr. 99 der Reihe hat  viermal den Titel gewechselt. Aus dem 1914 erschienenen Tannhäuser von Richard Wagner wurde 1920 der Lockenraub von Alexander Pope. 1943 kam Edwin Redslob  mit „Des Jahres Lauf“. Der Band schrieb zusammen mit 7 anderen Erstauflagen Geschichte, fiel doch die gesamte Auflage bis auf Einzelexemplare einem englischen Bombenangriff auf Leipzig zum Opfer.  Als nach dem 2. Weltkrieg wieder die ersten festgebundenen Bände in Leipzig aufgelegt wurden, erschien IB Nr.99[4] Anna Seghers Crisanta „Mexikanische Novelle“ (17,18,19,20).

Ab 1925-1932 wurden 23 Titel in verschiedene Marmorpapiere gebunden (21,22). Eine Auflage wurde ausschließlich in Marmor gebunden gefunden, die anderen waren Restauflagen, davon manche gesuchte Raritäten.

Im Verlagsverzeichnis von Weihnachten 1927 werden 400 Titel angeboten, 40 davon auch wieder im bibliophilen Ledereinband (23). So hat die Insel-Bücherei  trotz aller Widrigkeiten im ersten Nachkriegsjahrzehnt wieder zur ursprünglichen Stärke zurückgefunden und zum Ende des Jahrzehnts waren weit  über 12 Millionen Bände bei den Bücherfreunden und Sammlern angekommen. 

Anfang der dreißiger Jahre  entwickelte die Leipziger Kunstanstalt Jütte zusammen mit dem Insel-Verlag  ein neues Verfahren zur originalgetreuen Wiedergabe kolorierter Stiche. 1933 entstanden so die ersten farbigen Bildbände der Insel-Bücherei, die in wenigen Jahren Auflagen bis nahe 400 000 Bände erreichten (24, 25, 26, 27). Daneben erschienen im Schwarz/Weiß-Druck Kunstbände zu Kunstdenkmälern wie der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns, Tilman Riemenschneider im Taubertal oder Handzeichnungen von Grünewald oder Rembrandt (28,29).

Aber diese Jahre hatten für die Insel-Bücherei auch ihre Schattenseiten. Jüdische Autoren  wie Thomas und Heinrich Mann oder Stefan Zweig und regimefeindliche Autoren durften nicht mehr aufgelegt werden, Bücherverbrennungen wurden inszeniert und jüdische Namen aus den Insel-Bändchen eliminiert, so z.B. der Name des Juden Schatzki aus dem Struwwelpeter.

In einem Fall gelang es Kippenberg noch 1935 Stefan Zweigs  „Sternstunden der Menschheit“ in einer kleinen Auflage zu drucken, dann war auch für den Miterfinder die Insel-Bücherei verschlossen. Stefan Zweig emigrierte nach Südamerika und nahm sich 1943 in Brasilien das Leben, aber seine „Sternstunden der Menschheit“ wurden nach Kriegsende in der Insel-Bücherei noch über vierhunderttausend mal aufgelegt.

Ich fand einmal in einer Sammlung ein Bändchen mit der Nr. 204 Perez Jüdische Geschichten, das starke Brandspuren aufwies. Hat es ein Sammler noch bei Nacht und Nebel aus dem Scheiterhaufen einer Bücherverbrennung gerettet?

1937 waren 25 Jahre Insel-Bücherei vergangen. Zu diesem Anlass war die erste Jubiläumsreihe mit 12 Bänden der Reihe erschienen (30), aber noch keine Bibliographie der im ersten Vierteljahrhundert der Insel-Bücherei erschienenen Titel. Aber es gab einen Jubiläumsband mit Beiträgen zur Insel-Bücherei (31).

Im August 1939 begann  der 2. Weltkrieg. Menschen und Material wurden für den totalen Krieg mobilisiert. Schon 1941 gab es keine neuen Titel mehr in der Insel-Bücherei und die einzigen 8 Erstauflagen, die Kippenberg 1942 und 1943 den widrigen Umständen abringen konnte, wurden Anfang Dezember 1943 bei einem englischen Luftangriff in ihrem Lager in Leipzig zerstört, nachdem sie lange dort lagerten und aus Mangel an Transportmitteln nicht an die Buchhandlungen verteilt werden konnten. Darunter war auch der Band mit der Reihennummer 313 „Gedichte des deutschen Barock“, herausgegeben von Wolfgang Kayser (32). Im Gegensatz zu den anderen 7 kriegszerstörten Erstauflagen wurde er nicht mehr ein zweites Mal aufgelegt. Wer also alle Titel, die in der Insel-Bücherei erschienen sind, in seiner Sammlung haben wollte, musste eines der Autorenexemplare oder eines der Exemplare, die Kippenberg oder andere dem Lager vor der Zerstörung für Geschenkzwecke entnommen hatten, erwerben. Nach meinem Mitzählen sind etwa 50 Exemplare bisher bekannt geworden, wobei es möglich ist, dass einige Exemplare in den langen Jahren den Besitzer gewechselt haben und so zweimal gezählt wurden. So sind die „Barockgedichte“ in Analogie zum Briefmarkensammeln zur „Blauen Mauritius“ der Insel-Bücherei geworden. Auch die anderen 7 kriegszerstörten Erstauflagen sind Raritäten und zum Teil noch seltener als die Barockgedichte.

Der 2. Weltkrieg wurde wie alle Ausnahmezeiten zu einer Fundgrube für besondere Ausgaben in der Insel-Bücherei. Der Verlag hat sich mit Millionen von Bänden der Insel-Bücherei an der Versorgung unserer Soldaten mit Lesestoff beteiligt. So wurden schon ab 1942 für den Versand zu den Soldaten an die Front  einfach broschierte Feldpostausgaben von 51 ausgewählten Titeln aus der Reihe in Massenauflagen von bis zu 50 000 Exemplaren hergestellt und in verschiedenfarbigen Enbandkartons gebunden. Bisher sind 41 Kartonfarben bekannt (33, 34). Über Frontbuchhandlungen wurden „Frontbuchhandelsausgaben“ verteilt, die vor oder nach dem Titelblatt einen Zudruck „Frontbuchhandelsausgabe für die Wehrmacht“ hatten und gelegentlich auch noch eine Beilage von einer Frontbuchhandlung (35, 36, 37, 38). Sie kommen einfarbig broschiert oder in Musterpapier vor.

Und das Oberkommando der Wehrmacht stellte 1944 „Truppenbetreuungsausgaben“ zur Verfügung, die ausschließlich für die Versorgung der Soldaten verwendet wurden. Die typischen Truppenbetreuungsausgaben waren einfarbig und längs gestreift, andere broschiert (39, 40). So war der Insel-Verlag mit der Insel-Bücherei ganz in das Kriegsgeschehen eingebunden worden.

In Insel-Bändchen aus dem 2. Weltkrieg findet man immer wieder Widmungen von Vorgesetzten, Stempel von Kriegsbüchereien, Zensurstempel aus Gefangenenlagern in Frankreich, England oder den USA oder auch Widmungen für fleißige Helfer bei Altmaterialsammlungen, Dokumente des furchtbarsten aller Kriege (41, 42, 43, 44).

Als zum Ende des 2. Weltkrieges das Rohmaterial Papier nicht mehr zur Verfügung stand, hat man restliche, in Druckereien oder Buchbindereien manchmal schon jahrzehntelang gelagerte Druckbogen von 68 Titeln aufgebunden.  Als Broschur wurden ebenso  zusammen getragene Reste von Überzugspapieren und Tonpapieren verwendet. So entstand wieder eine Gruppe von Insel-Bücherei-Bänden, die „Broschierten Restauflagen“. Es war das allerletzte, was die Bombennächte noch übrig gelassen hatten (45, 46). Wahrscheinlich wurden die broschierten Restauflagen erst nach Kriegsende in den Handel gebracht, wie man  vielen  privaten Datumseintragungen entnehmen kann. Es gab zum Kriegsende hin keine Möglichkeiten mehr, die Bändchen zu verteilen. Eisenbahnen fuhren meist nur noch nachts, um den amerikanischen Jagdbombern zu entgehen oder sie wurden für die Wehrmacht und für die Flüchtlinge aus dem Osten gebraucht.

Mit Ende des 2. Weltkrieges 1945 gingen auch die ersten 33 Jahre Insel-Bücherei zu Ende. Deutschlands Städte waren zertrümmert, auch das Leipziger Graphikviertel mit dem Verlagshaus des Insel-Verlags und noch im Februar 1945 wurde auch die Kippenberg-Villa in Leipzig zerbombt. Seine Goethe-Sammlung hatte er rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Das „Deutsche Reich“ wurde geteilt in eine von Sowjetrussland verwaltete Ostzone, die spätere DDR und in 3 westliche Zonen, die spätere Bundesrepublik Deutschland. Mit der Teilung Deutschlands wurde auch der Verlag geteilt. Kippenberg, unsicher über die Zukunft des Leipziger Verlags unter russischer Besatzung, hatte seinen Wohnsitz nach Marburg verlegt und gründete in Westdeutschland den Insel-Verlag Zweigstelle Wiesbaden. Der Ostdeutsche Verlagsteil firmierte als Insel-Verlag Anton Kippenberg Leipzig. So war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 der Verlag geteilt und jeder Verlag hatte sein eigenes Programm.

In den ersten Nachkriegsjahren gab es in beiden Verlagen zunächst nur broschierte Nachauflagen von Titeln, die schon vor dem Krieg im festen Einband erschienen waren. Anton Kippenberg hatte seinen West-Verlag in Wiesbaden gerade wieder zum Laufen gebracht, das erste Verlagsprospekt nach dem Krieg im Wiesbadener Verlag mit 86 wieder lieferbaren Titeln aus der Vorkriegszeit war erschienen (47), da starb er am 21. September 1950 in Luzern im Alter von 76 Jahren.

Auch aus dem Leipziger Verlagshaus kommen 1951 die ersten Verlagsanzeigen (48). Und 1951 wurde in beiden Verlagen wieder das normale Programm auch mit neuen Titeln im festen Einband aufgenommen. Schon ab 1951 nahmen die beiden Verlage wieder am Wettbewerb der schönsten Bücher des Jahres des Börsenvereins des deutschen Buchhandels teil. Bis 1976 wurden 39 Titel und 2 Vorzugsausgaben der Insel-Bücherei ausgezeichnet.

Und wieder einmal wurde mit einem Band der Insel-Bücherei ein Kapitel deutscher Geschichte dokumentiert, die Trennung Deutschlands in Ost und West. Das eher unauffällige Insel-Bücherei-Bändchen Nr. 456 Nebelthau Mein Gemüsegarten wurde 1953 von der Freien Deutschen Jugend, der Jugendorganisation der damaligen DDR, für einen Tarndruck missbraucht, um Propagandamaterial in den Westen zu schmuggeln. Der Tarndruck mit einem Einband aus dem Wiesbadener Verlag enthält zunächst 6 originale Seiten des Bandes, dann kommen 97 Seiten Propaganda für die in der Bundesrepublik verbotene Freie Deutsche Jugend und am Ende wieder 4 Seiten originaler Text des Bandes (49, 50, 51).

Anfang der fünfziger Jahre drängte das Taschenbuch dank verbesserter Produktionsverfahren und steigender Qualität zunehmend in das bis dahin von der Insel-Bücherei gut behauptete Marktsegment. Im Wiesbadener Verlag wurde das Marktumfeld zunehmend schwieriger. Der Leipziger Verlag schrieb den nicht kostendeckenden Preis von DM 1.25 bis zum Ende der DDR fest. Damit war die Insel-Bücherei im Osten konkurrenzlos und konnte stets Auflagen von bis zu 20 000 Bänden platzieren. 

Band Nr. 1, Rilke "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ erreichte 1959 als erster Band der Insel-Bücherei eine Auflage von 1 Million und erhielt eine Buchschleife (52). Ihm folgte 1962 Band Nr. 23 „Der Opfergang“ von Binding. Auch er ist eine Besonderheit. 1962 jährte sich die Insel-Bücherei zum fünfzigsten Mal. Sarkowski, damals Produktionsleiter im Verlag Frankfurt, schrieb zum Jubiläum die erste Bibliographie der Insel-Bücherei und hatte sich zum Jubiläum noch einen besonderen Gag ausgedacht. Er wollte nach Rilkes Cornet einen zweiten Auflagen-Millionär bringen und da bot sich nur die Nr. 23 Binding "Der Opfergang" mit der bisherigen Auflage von 975.000 Exemplaren an. Also wurden 25.000 dazu aufgelegt. Da die vorangegangene Auflage auch noch nicht ganz verkauft war, dauerte es über 20 Jahre bis auch diese Auflage vergriffen war. Die in dieser Zeit immer wieder aufgebundenen kleinen Binderaten sorgten schließlich für über 25 verschiedene Einbandvarianten.

1960 verkaufte der Frankfurter Verlag jährlich noch weit über eine halbe Million Exemplare der Insel-Bücherei (53). In der Folge stagnierte der Verkauf. So startete man um 1960 bei den Bildbänden einen Versuch, mit Hilfe attraktiver Originalumschläge mit einem Motiv aus dem Band den Verkauf zu fördern (54).

Er war offenbar so erfolgreich, dass man ab 1961 diese Original-umschläge zum Einbandmotiv machte. Es war das Geburtsjahr der Bildeinbände, die schließlich auch mitgeholfen haben, der Insel-Bücherei über diese schwierigen Jahre hinwegzuhelfen bis der Verlag 1980 endgültig zum aufgedruckten und eingeprägten Titelschild und Rückenschild überging. Damit war nicht nur das Thema Bildeinband erledigt, auch das aufwendige Aufkleben der Titel- und Rückenschilder war Geschichte (55, 56, 57, 58).

Im Oktober 1960 zog der West-Verlag von Wiesbaden nach Frankfurt und 1962 erscheint im Leipziger Verlagshaus anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Insel-Bücherei die 1. Bibliographie der Insel-Bücherei , die von Heinz Sarkowski zusammen mit dem Leipziger Verlagshaus erarbeitet wurde (59). Verbunden war dies auch mit der Jubiläumszahl von 50 Millionen verkauften Bänden und einem Preisausschreiben, das dem Gewinner alle neu erschienenen Titel auf Lebenszeit brachte (60).

Die weiter sinkenden Verkaufszahlen führten in den Folgejahren dazu, dass häufig restliche Druckbogen nicht mehr aufgebunden und wohl makuliert wurden oder dass sie, wie es 1972 mit 75 Titeln geschah, billig broschiert offenbar über Kaufhäuser vertrieben wurden (61, 62, 63).

 

Der leidenschaftliche Sammler Gerd Plantener hat 1985 nach langjähriger Arbeit die erste von einem Sammler erarbeitete Bibliographie der Insel-Bücherei herausgegeben. Das in 350 Exemplaren erschienene Werk wurde von den Sammlern freudig aufgenommen, besonders weil er auf Basis seiner Sammlung die ersten Sondergebiete beschrieben hat und damit den Sammlern eine Grundlage für das erweiterte Sammeln der Reihe gegeben hat (64).

 

1987 zum 75-jährigen Jubiläum der Insel-Bücherei erschien die 2. Verlagsbibliographie, die nun Herbert Kästner bearbeitet hat und die wie die 1. Auflage noch im Leipziger Verlagsteil erschien. 1999 wurde der Insel-Verlag 100 Jahre alt, es gab die 3. Auflage. Der Verlag war wieder in Frankfurt vereint, und so erschien 2012 zu 100 Jahre Insel-Bücherei die 4. Auflage im neuen Gewande (65, 66, 67, 68).

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die beiden Verlage zusammengelegt. In den Bänden las man nun Insel-Verlag Frankfurt und Leipzig. In diesem Jahr erschien auch das 1. Heft der Mitteilungen für die Freunde der Insel-Bücherei (69). In den zunächst jährlich erschienenen Heften wurden im Laufe der Jahre auch die meisten Sondergebiete der Insel-Bücherei aufgearbeitet und die Sammler konnten nicht erfasste Bände melden.

1992 erschien der 1. Band der „Neuen Reihe der Lederbände“ mit „Honoré de Balzac, Pablo Picasso: Das unbekannte Meisterwerk." In den Folgejahren wurde jährlich ein weiterer Titel dieser Reihe angefügt (70, 71).

1995 ist die 1. Auflage des Kataloges der Sammlung Jenne erschienen. In ihm wurden die Erstauflagen der Insel-Bücherei und ihre Varianten beschrieben. Erstmals bekamen nun auch die Einbände eine Nummer und alle Einbände wurden im Katalog abgebildet und ihre Farbkombinationen beschrieben. So konnte man sich nun endlich über die Einbandvarianten gut verständigen.

2006 war der 1. Band des erweiterten Kataloges der Sammlung Jenne endlich fertig geworden und 2008 folgte der 2. Band. Erstmals war das gesamte Spektrum der Insel-Bücherei bibliographisch erfasst und die neue Nomenklatur hat sich rasch am Markt durchgesetzt.

2012 waren es dann 100 Jahre Insel-Bücherei geworden. Leipzig wurde zur Insel-Bücherei-Stadt und es gab vielerorts Veranstaltungen und Ausstellungen zum Jubiläum.

Seit 2012 gibt es wieder Sonderausgaben (SA) zu früher in der Insel-Bücherei erschienenen Titeln. Titelschild und Rückenschild zeigen ihre Zugehörigkeit zur Insel-Bücherei, aber ohne die Band-Nr. der zugehörigen Reihenausgabe. Diese findet man auf der Rückseite des Titelblattes (72, 73).

Daneben gibt es eine neue Reihe von Bänden in einem deutlich größeren Format (21,8x13,6), wohl gedacht, um auch umfangreichere Titel in der Insel-Bücherei zu bringen. Sie erhalten das Kürzel GF=Groß-Format. Auf dem Titelschild findet man Insel-Bücherei ohne Angabe einer Nummer und auf dem Rückenschild sind der Titel und gegebenenfalls der Autor angegeben. Auf der Rückseite des Titelblatts findet man die Band-Nr. beginnend mit 2000. Dabei auch der wunderbare Band 2019, Königin Luise (74, 75).

Und schließlich erschien eine 3. Serie in kleinerem Format (15,3 x 9,7), die KF-Bändchen. Auch hier findet man die Band-Nr. beginnend mit 2500 auf der Rückseite des Titelblatts. Wie bei den GF-Ausgaben ist auch hier die Zugehörigkeit zur Insel-Bücherei auf dem Titelschild zu sehen (76, 77).

Die Reihenausgaben sind 2016 bei der Band-Nr. 1427 angelangt (78, 79).

Auch fremdsprachige Texte findet man nun in der Insel-Bücherei, so Band Nr. 1426 Charles Dickens "A Christmas Carol" (80). Und wie stets ist auch 2016 ein neuer Lederband erschienen (81).